CHARDONNAY? UNBEDINGT: JA!

Fruchtig, mineralisch, pur!

Ausgerechnet Chardonnay? Mein erster Wein des Jahres 2017? Warum nicht, dachte ich mir. So als Reparaturwein nach dem vielen Essen, den schweren Rotweinen und den prickelnden Tropfen. Aber er sollte nicht schwer sein, nicht sättigend und ganz bestimmt nicht „overoaked“. Also fiel die Wahl auf: Burgund, Domaine de Chassorney, 2014er Saint-Romain „Combe Bazin“. Und: Das Jahr fing gut an!

Dieses „Anything but Chardonnay!“ – ABC – gilt das eigentlich noch? Spuckt das noch in den Köpfen der Weintrinker herum? Man kann ja die Vorsicht, vielleicht sogar die Abneigung gegenüber der Rebsorte durchaus verstehen – oder vielmehr gegenüber den Weinen, die daraus vinifiziert wurden und werden: mächtig, schwer, brandig, breit, ohne Spiel und Finesse, ohne erkennbares Terroir, dafür aber – damit man etwas schmeckt – viel Holz. Sehr viel Holz. Weine, die sättigen, die ermüden. Alles nachvollziehbar. Weltweit gesehen, gibt es immer noch zu viele Vetreter dieser Art. Zumal es die Rebsorte einem beim Anbau auch relativ leicht macht: wächst überall, hat geringe Ansprüche an Boden und Lage und kann durchaus hohe Erträge liefern. Soweit zu der einen Seite des Chardonnay.

Die andere Seite ist die, die ich liebe: purer, mineralischer Chardonnay, auf Kalkböden gewachsen, mit Frucht aber nie überladen, mit animierender Säure – und ja: gut eingebundenem Holz. Wo geht man da hin? Nach Frankreich. Ins Burgund! (Alternativ auch mal nach Deutschland).

Der 2014er Saint-Romain „Combe Bazin“ der Domaine de Chassorney ist ein Musterbeispiel für Chardonnay: fruchtig, mineralisch, pur! Im Duft begeistert er zunächst mit Noten von Zitrone, Melone, Orangenschale, Grapefruit und Pfirsich. Dann kommt Marzipan, Vanille, gebrannte Mandeln und Nougat ins Spiel, feine Kräuter- und Blütennoten. Im Geschmack präsentiert er sich frisch, mit vorhandener, aber gut eingebundener Säure und purer Mineralik, wie sie nur Kalkboden bringt. Ein feingliedriger Wein, nicht schwer und alkoholisch (12,5% vol), aber dicht, komplex, mit gutem Druck am Gaumen. Auch das Holz: hervorragend eingebettet, unterstützend, nicht laut (gebraucht). Der Abgang dann: lang, trocken (0g RZ) – nicht austrocknend – intensiv aber feingliedrig und mit deutlichen Grapefruitnoten. Ein Wein, den man gut und gerne ohne Essen genießen kann. Aber zu Risotto, zum Beispiel, könnte ich ihn mir auch gut vorstellen.   

Der biodynamisch-biologisch erzeugte 2014er Saint-Romain „Combe Bazin“ stammt von der Domaine Chassorney, die 1996 von dem Quereinsteiger Frédéric Cossard in der Nähe der Ortschaft St. Romain in der Côte de Beaune, gegründet wurde. Seine zirka 7 Hektar Weinberge kultiviert er biodynamisch-biologisch, ohne jedoch ganz dogmatisch damit umzugehen. Der hier besprochene Chardonnnay ist spontan vergoren und wurde in seiner Jugend einer leichten Oxidation ausgesetzt (um die Haltbarkeit zu fördern). Ohne Filtration in die Flasche gefüllt, erfolgte lediglich eine geringe Schwefelgabe. Kostenpunkt: ca. 45 Euro/0,75l-Flasche im deutschen Fachhandel.

Für mich ist Chardonnay eine der interessantesten weißen Rebsorten. Neben Riesling und Weißburgunder kann sie, auf den richtigen Böden und in den richtigen Händen, in hervorragender Art und Weise „Terroir“ transportieren. Ein Musterbeispiel haben wir hier. 
Das Jahr, übrigens, es kann so weiter gehen!

Weitere Informationen: www.chassorney.com

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