DER PHILOSOPH UND SEIN WEIN

2000er Engelgarten von Jean-Michel Deiss

Jean-Michel Deiss ist wie seine Weine. Oder seine Weine sind wie er. Besonders. Einzigartig. Tiefgründig. Erdig. Ein Gespräch mit ihm geht ins Eingemachte, ins Detail. Man stellt schnell fest: Wein kann Philiosophie sein. Auf alle Fälle ist Wein bei Jean-Michel Deiss gelebte Leidenschaft. Kaum ein Treffen mit einem Winzer hat mich derart begeistert, fasziniert und zum Nachdenken angeregt. Der biodynamisch arbeitende Winzer aus Bergheim im Elsass ist kein lauter Blender, ebenso wenig sind es seine Weine. Beides wirkt nach…

Im Glas ist der 2000er Engelgarten von der Domaine Marcel Deiss. Keine Rebsortenangabe, gemischter Satz (verschiedene Rebsorten werden in einem Weinberg gemeinsam angebaut und zusammen vinifiziert), denn: „Die Rebsorte steht dem Terroir entgegen“. Ein 17 Jahre alter Weißwein, gewachsen auf Kiesboden. Tief wurzelnd…dafür wird gegraben und eng betockt. „Qualität kommt von Quälen“ ist bei Jean-Michel Deiss wörtlich zu nehmen.

Aber zum Wein: Im Duft ist er sowohl fruchtig als auch kräuterig-würzig. Zunächst begeistert er mit Noten von getrockneten Aprikosen, Mirabellen, Orangen und Orangenschalen; dann kommen Komponenten von weißem Pfeffer, Salbei und Thymian hinzu. Ein immens komplexer und dichter Wein mit viel Mineralität, Druck und – wohl altersbedingt – Schmelz und angenehmer Honigsüße. Im jungen Stadium war der Wein durchaus eine Herausforderung, daran kann ich mich noch genau erinnern. Aber nun, nach über 15 Jahren, ist er trinkreif. Gut Ding braucht eben Weile.

 Nähere Informationen: Website Domaine Marcel Deiss

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